Mastino Napoletano
Hunderassen-Listenhunde Kategorie 2: Mastino Napoletano
Herkunft: Italien
Größe: Rüden 63 bis 73 cm; Hündinnen 60 bis 68 cm.
Gewicht: Rüden 60 bis 70 kg; Hündinnen 50 bis 60 kg.
Farben: grau; beigegrau; schwarz; manchmal auf Brust und Zehenspitzen kleine weiße oder bräunliche Flecken
Um den Mastino Napoletano – und die Aura, die den “Panzer der Antike” umgibt, zu verstehen, ist ein Griff in die Kiste der Geschichte notwendig. Der Mastino ist wohl der bekannteste Molosser. Bereits die alten Assyrer besaßen großrahmige, starkknochige und kräftige Kriegshunde. Früheste Darstellungen dieses Hundetyps finden sich bereits um das neunte Jh. vor unserer Zeitrechnung – am besten erhalten ist das Fries des Tempels des Königs Assurbanipal aus Ninive (British Museum, London).
Alexander der Große brachte diese Hunde mit sich nach Griechenland, von wo aus diese Hundetypen sich über Europa, aber auch nach Südamerika (s. Fila Brasileiro) und Südost-asien (s. Tosa Inu) verbreiteten und mit örtlichen Schlägen gekreuzt wurden. So entstanden die sog. “Molosserrassen” (Molosser = Volk im alten Griechenland um Epirus; König: Pyrrhus) in den einzelnen Ländern.
In Italien entstanden, speziell in der Gegend von Neapel, also rund um den Vesuv, eine sehr große, kräftige, muskulöse, starkknochige, wehrhafte Rasse von bedrohlichem Aussehen, die nunmehr hauptsächlich zur Bewachung diente. Eine ziemlich genaue Beschreibung dieses Hundetyps liefert uns Plinius der Jüngere (62-113). Nach dem Motto “panem et circenses” wurden diese Hunde speziell in Rom für Tierkämpfe und sonstige “Spiele” verwendet, was ihm wohl den Ruf erheblicher Gefährlichkeit eingebracht haben dürfte. Interessanterweise finden sich in der Geschichte immer wieder Beschreibungen, nie jedoch eine eindeutige Bezeichnung der Rasse.
Unter Berücksichtigung der langen Historie verwundert es umso mehr, dass diese Hunde erst 1949 (!) unter dem Namen “Mastino Napoletano” als offizielle Rasse anerkannt wurde. Wann dieser Name zuerst auftauchte, kann nicht mit letzter Sicherheit festgestellt werden – noch im 19. Jh. wird häufig von “Calabrischen Doggen” gesprochen.
Traurig ist, dass nach den Wirren des zweiten Weltkriegs von diesen wunderbaren Hunden nur noch ein paar rund um den Vesuv übrig blieben. Hätte ein Freund der Rasse, Dr. Scanziani, diese nicht aufgekauft und weitergezüchtet, wäre uns der Mastino in alle Ewigkeit verloren gegangen.
Hieraus ergibt sich, dass, da alle heutigen Mastini auf dieser geringen Zuchtbasis entstanden sind, die Inzucht relativ stark ist – mit den bekannten Nebenwirkungen. Beim Kauf eines Mastino sollte man deshalb sehr auf Gesundheit und Langlebigkeit der Elterntiere achten. Auch zu hohes Gewicht und zu starke Belefzung erhöhen nicht gerade das Lebensalter.
Der Mastino ist heute ein kräftiger, freundlicher Riese mit dem “Gemüt eines Fleischerhundes”. Er braucht nicht viel Auslauf und seine stoische Ruhe ist sein Markenzeichen. Dies heißt jedoch nicht, dass er im Ernstfall seine Aufgabe als Wachhund vernachlässigt. Für den Hundesport ist der Mastino wenig geeignet – als gutmütiger Familienhund jedoch sehr. Die ihm in früheren Jahrhunderten nachgesagte Schärfe zeigt er heute nicht mehr – jedoch reagiert er auf Erziehungsversuche teilweise etwas eigensinnig, was eine erhöhte Konsequenz und Ausdauer vonseiten des Besitzers notwendig macht.
Text: Markus Rogen